Herr Kessel ist diplomierter Sexualpädagoge und Geschäftsführer der KESSEL medintim GmbH (neuer Name seit Mai 2014, statt KESSEL Marketing und Vertriebs GmbH). Das Unternehmen ist seit 2005 zertifizierter Hersteller von Medizinprodukten. Im Mittelpunkt stehen dabei die Entwicklung und Produktion von gynäkologischen und urologischen Medizinprodukten zur Kontrazeption und sexuellen Gesundheit.
Wir freuen uns sehr darüber, dass uns Herr Kessel heute für ein Interview rund um das Thema medizinische Penispumpen zur Verfügung steht.
Bitte stellen Sie sich und Ihr Unternehmen unseren Lesern kurz vor.
Martin Kessel: Die Fa. KESSEL medintim wurde 1987 gegründet als Firma des Verbandes PRO FAMILIA Dt. Ges. für Sexualberatung und Familienplanung e.V.: als PRO FAMILIA Vertriebsgesellschaft mbH & Co KG.
Heute ist das Unternehmen ein zertifiziertes Unternehmen zur Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Medizinprodukten zur Kontrazeption und sexuellen Gesundheit.
Wir stellen in Deutschland her und liefern in über 45 Länder unsere Produkte zur Sexualmedizin aus.
Sie haben sich der sexuellen Gesundheit verschrieben und bieten u.a. im Rahmen der Therapie von Impotenz auch Penispumpen / Vakuumpumpen an. Wann gilt man(n) aus medizinischer Sicht eigentlich als impotent?
Martin Kessel: Zur Feststellung der Impotenz hat die Urologie ein standardisiertes Verfahren (IIEF und IFB Fragebogen ) der zur Klärung der Erektionsfähigkeit eingesetzt wird.
Was ist eine medizinische Penispumpe und wie funktioniert diese?
Eine Vakuumerektionshilfe schafft ein Unterdruck um den Penis. Dem fliest daraufhin Blut zu und erzeugt damit eine „künstliche Erektion“, die mittels eines Staurings gehalten wird.
Die Erektion braucht keine sexuelle Stimulation (äußere Reize) um diese zu bilden.
Wie kann man sich die Entwicklung einer Penispumpe vorstellen und welche besonderen Herausforderungen stellen sich Ihnen dabei?
Martin Kessel: Vakuumerektionshilfen sind Medizinprodukte der Klassen I und Klasse IIa (invasiv) und unterliegen den gesetzlichen Anforderungen gem. ISO 13485.
Als Hersteller müssen Sie die Wirksamkeit, den Herstellungsprozess und die Qualitätssicherung sicherstellen. Wir unterliegen dabei der externen Prüfung einer benannten Stelle, die die staatliche Überwachung übertragen bekommen hat.
Wo werden Ihre Vakuumpumpen produziert und wie erfolgt die Qualitätskontrolle?
Martin Kessel: Alle unsere Produkte werden hier in Deutschland produziert. Wir führen selbst die Endkontrolle durch. Jeder Pumpenkopf ist dreifach geprüft und hat eine Seriennummer. Wir geben zwei Jahre Gewährleistung. Ersatzteile können auch nach Jahren noch bestellt werden.
Sie verkaufen mit den Penispumpen ACTIVE Erection System NT und Manual Erection System unterschiedliche Modelle. Wie unterscheiden sich diese und wie finde ich die richtige Pumpe für mich?
Martin Kessel: Im Prinzip können alle Anwender beide Geräte benutzen. Männer, die eine Prostata OP hatten (Prostatektomie) empfehlen wir das MANUAL Erection System u nutzen, da dessen Form des Unterdrucks für diese Männer besser geeignet ist.
Beide Geräte unterscheiden sich darin, dass das MANUAL Erection System vier Vorteile hat gegenüber dem mit Batterien betriebenen Gerät:
1. Es ist leiser und damit diskreter
2. Es kann nie die Batterie leer sein wenn ein Mann es braucht
3. Es lässt sich leichter reinigen (unter fließendem Wasser)
4. Es wirkt etwas rascher und stärker
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit Ihre Penispumpen eingesetzt werden können?
Martin Kessel: Die Fähigkeit mit den Händen das Gerät über den Penis zu führen. Mental dazu in der Lage zu sein die Anwendung zu verstehen und umzusetzen.
Es gibt sehr einige körperliche Ausschlussgründe. Die Risiken sind gering. Zur Vakuumtherapie liegen 25 Jahre gute Erfahrungen in Studien vor. Damit ist diese Methode sehr weit erforscht und hat keine Gesundheitsgefahren.
Welchen Nebenwirkungen, Verletzungsgefahren oder auch langfristigen Spätfolgen setzt man sich bei einem Einsatz einer Penispumpe aus?
Martin Kessel: Spätfolgen gibt es keine, außer den positiven Folgen, dass ein Mann wieder glücklicher ist und Sexualität erleben kann, bis ins hohe Alter. Das hat auch positive Auswirkungen für die Partnerin.
Die Verletzungsgefahr ist,, auch bei häufiger Anwendung, sehr gering.
Die Vakuumtherapie verträgt sich auch mit anderen Produkte z.B. der Skat Methode oder Medikamenten.
Können Sie uns Tipps geben worauf man bei der Anwendung achten muss?
Martin Kessel: Zunächst alleine etwas die Anwendung über. Und: bei Fragen sich nicht zu scheuen, um nachzufragen.
Nach welcher Zeit erlangt man(n) eine Erektion und wie lange dauert diese an?
Martin Kessel: Nach ca. 1 Minute ist in der Regel die Erektion sichtbar und wird dann mittels eine der mitgelieferten Stauringe gehalten. Die Erektion kann bis zu 30 Min. künstlich gehalten werden. Danach ist der Ring abzustreifen. Alle Teile sind wiederverwendbar.
Garantieren mir Ihre Pumpen ein normales, regelmäßiges Sexleben mit echten Orgasmen und Samenergüssen?
Martin Kessel: Was ein „normales“ Sexleben ist, wäre ein weites Feld zu besprechen.
Jeder Mann kann mit der Vakuumpumpe eine Erektion bilden und dann halten. Mit dieser Erektion kann er partnerschaftlichen Sex haben oder auch masturbieren. Ein Orgasmus ist möglich. Ein Austritt des Samenergusses beim Höhepunkt gibt es nicht. Nach Abziehen des Stauringes fließt das Ejakulat aus.
Wie pflege ich eine Penispumpe und wie oft kann diese verwendet werden?
Martin Kessel: Alle Teile werden mit warmem Wasser und milder Seife gereinigt. Der elektrische Pumpenkopf des ACTIVE Erection Systems wird mittels einem feuchten Tuch abgewischt und gereinigt.
Welche Vorteile bieten Penispumpen bei einer erektilen Dysfunktion gegenüber pharmazeutischen Lösungen wie Viagra, Cialis oder Levitra?
Martin Kessel: Eine Vakuumpumpe ist nicht systemisch invasiv, d.h. sie greift nicht in den Kreislauf oder hormonelles Haushalt des Körpers ein. Daher gibt es keine Kopfschmerzen, Herzrasen oder andere negativen Begleiterscheinung. Nahezu alle Männer können diese Methode erfolgreich nutzen, auch Diabetiker, Männer mit hohem Blutdruck und nach Prostata OP. Diese drei Gruppen haben so gut wie keine Chance mit Medikamenten nochmals Sex zu haben.
Haben Sie noch weitere Tipps für Menschen mit Erektionsproblemen, denen der Einsatz von Penispumpen vielleicht peinlich erscheint und Pillen wie Viagra zu teuer sind?
Martin Kessel: Lokale Injektion eines Gels in die Harnröhre mit der MUSE® Methode hilft manchmal, es liegen uns aber hierzu wenig Erkenntnisse vor. Das Spritzen in den Penisschaft (Skat® Methode) wird meistens nicht lange von Männern angewandt, da es bei der Dosierung und praktischen Anwendung (Spritze in den Penisschaft setzen) Schwierigkeiten gibt. Nur wenige Männer nutzen diese Methode daher länger als ein paar Monate.
Herr Kessel, wir bedanken uns sehr für das sehr interessante und informative Interview.
Weitere Informationen rund um das Thema Erektionsprobleme und Penispumpen erhalten Sie auf der Homepage der Kessel medintim GmbH.
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